Niedersachsenweite Veranstaltung in der Clemens-August-Klinik

Neuenkirchen-Vörden. Selbstverletzendes Verhalten wie das Ritzen der Arme zeigt sich immer häufiger schon im Kindes- und Jugendalter. Das wurde beim dritten Treffen der niedersächsischen Kinder- und Jugendpsychiater aus Kliniken und Praxen in der Clemens-August-Jugendklinik in Neuenkirchen-Vörden deutlich, bei der aktuelle Entwicklungen erörtert wurden.

Immer mehr Betroffene nutzten heutzutage auch soziale Medien, um selbstverletzendes Verhalten anderen mitzuteilen und Aufmerksamkeit zu erlangen, hieß es. In Vorträgen und Workshops wurden neue therapeutische Verfahren dargestellt, die einen anderen Zugang zu diesen Symptomen und anderen Krankheitsbildern ermöglichen sollen. Eine dieser Behandlungsmöglichkeiten stellt das Verfahren „Feeling Seen“ dar, das von dem Dipl.-Psychologen Michael Bachg aus Osnabrück/Hasbergen entwickelt wurde. Er erläuterte dieses Verfahren unter anderem am Beispiel eines Mädchens, das sich durch Ritzen selbst verletzt hatte. Der Mutter war es gelungen, mit ihrer Tochter zur Therapiesprechstunde zu kommen. Darin ging es darum, die Ursachen für die Selbstverletzung herauszufinden und Wege fernab jeglicher Konfrontation zu finden. „Feeling Seen“ helfe, die Bewegründe der Kinder zu erspüren und die eigene Perspektive zu erweitern. Dadurch könne erreicht werden, dass die Betroffenen sich angenommen und verstanden fühlten, so Bachg.

Die Veranstaltungsteilnehmer waren sich darin einig, dass Kinder- und Jugendpsychiater noch stärker das Umfeld der Kinder in ihre Arbeit einbeziehen müssen, zum Beispiel Schulen und Kindergärten. Auch die Präventivarbeit müsse in Niedersachsen gestärkt werden, so eine Forderung von Dr. Gabriele Frei, Sprecherin der niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychater in Niedersachsen.

Das gelinge nur gemeinsam, sagte Dr. Andras Romberg, Chefarzt der Clemens-August-Jugendklinik: Er selbst wolle dabei Brückenbauer sein. Das sei auch ein Beweggrund gewesen, die Veranstaltung zu initiieren und zu organisieren. Dabei stellte die Clemens-August-Jugendklinik den Tagungsteilnehmern auch ihr eigenes umfassendes Therapieprogramm vor. Insbesondere musik- und kunsttherapeutische Impulse konnten erlebt werden. Einige Kinder hatten mit ihren Therapeuten eine kleine Performance zum Auftakt der Veranstaltung eingeübt.

Die Tagung schloss mit einem gemeinsamen Abendprogramm in Hüde, bei der der Austausch über die künftige Zusammenarbeit im Mittelpunkt stand.